Ein Drama in den Lüften
Im Monat September des Jahres 185. kam ich in Frankfurt a. M. an, nachdem ich die Hauptstädte Deutschlands durchreist und verschiedene brillant gelungene Ballonfahrten ausgeführt hatte; bis jetzt aber war kein Bewohner des Bundesstaats geneigt gewesen, mich in meiner Gondel zu begleiten. Selbst die von den Herren Green, Eugène, Godard und Poitevin in Paris angestellten Versuche konnten die ernsten Deutschen nicht dazu bestimmen, sich auf die Bahnen der Luft zu wagen.
In Frankfurt hatte sich jedoch kaum die Nachricht von meiner bevorstehenden Auffahrt verbreitet, als drei der Honoratioren bei mir vorsprachen und um Erlaubniß baten, mich begleiten zu dürfen. Zwei Tage später sollten wir von dem Theaterplatz aus emporsteigen; ich mußte mich also sofort damit beschäftigen, die Vorbereitungen dazu zu treffen. Mein Ballon war aus Seidenzeug gefertigt, das mit Gutta-Percha präparirt und somit gegen Säuren und Gas unempfindlich und total wasserdicht gemacht worden war; sein Umfang von 3000 Kubikmetern gestattete ihm, sich bis zu beträchtlicher Hohe zu erheben.
An dem Tage unserer Auffahrt war durch die große Septembermesse viel Volks in Frankfurt versammelt. Das Leuchtgas war mir in vorzüglicher Qualität und mit großer aufsteigender Kraft geliefert worden, und gegen elf Uhr Morgens hatte ich den Ballon gefüllt; natürlich nur zu drei Vierteln, da dies eine durchaus notwendige Vorsichtsmaßregel ist. In dem Maße, wie man steigt, nimmt nämlich die Dichtigkeit der atmosphärischen Luftschichten ab, und so könnte das unter der Hülle des Luftschiffes eingeschlossene Fluidum die Wände des Ballons sprengen, wenn es an Elasticität gewinnt. Meine Berechnungen hatten genau die Gasmenge bestimmt, die nothwendig war, um mich und meine Reisegefährten davon zu tragen.[...]
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